Der Erde ist es egal, ob wir sie retten. Sie muss nicht gerettet werden. Seit rund 4,6 Milliarden Jahren bewegt sie sich durch den Weltraum. Der Mensch macht in dieser Zeitspanne bisher nur einen kurzen Wimpernschlag aus. Sein Fußabdruck auf dem Planeten ist jedoch eindeutig. Und eindeutig zu groß. Wie wir den Planeten an die nachfolgenden Generationen übergeben, entscheiden wir jetzt. Klimazerstörung, Umweltverschmutzung, Artensterben, Ressourcenausbeutung, mangelnde Bildung, Armut, Korruption, Wirtschaftsskandale, Bevölkerungswachstum, Wasserknappheit, fehlende Ernährungssicherheit, Einkommensungleicheit – die Liste der Herausforderungen ist lang und wird länger.
Doch es gibt sie: die Unternehmen, die schon heute Impact erzeugen – und die Unternehmenslenker:innen, die Verantwortung in einer ökologischen sozialen Marktwirtschaft übernehmen. Sie sind Vorboten einer nächsten Generation, die konsequent auf die konkreten Probleme der Menschheit ausgerichtet ist: die Impact Economy, die die Herausforderungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt radikal neu denkt.
Impact Economy
ist die Gestaltung einer Wirtschaft, in der es nicht darum geht, zu gewinnen oder zu verlieren, sondern möglichst lange mitzuspielen. Die planetaren Grenzen setzen den Rahmen für ein wertorientiertes Wirtschaften. Geld verdienen ist primär ein Mittel für das, was wirklich zählt: ein gutes Leben für alle – Menschen und Umwelt.
Die Neuformung von Wirtschaft und Gesellschaft ist notwendig und sie muss zeitnah passieren. Sie gleicht einer Metamorphose: Es ist der Sprung auf eine neue Ebene, in einer neuen Umwelt, mit völlig neuen Bewertungskriterien. Um diese Transformation zu schaffen, muss es uns gelingen die Übergänge auf das nächste Level zu gestalten.
Das große Ziel ist klar, wie wir dort hinkommen vielen noch nicht. Dafür stelle ich in diesem Beitrag ein systemisches Vorgehensmodell – Impact Business Design – vor, das Unternehmen dabei hilft, nachhaltige Strategien zu entwickeln und umzusetzen.
Die Impact Economy schafft Übergänge…
- von Shareholder Value zu Stakeholder Value
- von zerstörerischen Marken zu ethischen Brands
- von Massenkonsum zu Neuem Wachstum
- vom Raubbau an der Natur zu regenerativen Kreisläufen
- von Gewinnmaximierung zur Sinnhaftigkeit
- vom reinen Zwang wirtschaftlicher Ergebnisse zu gesellschaftlicher Verantwortung
- von toxischen Finanzhebeln zu positiver Lenkungswirkung der Finanzmärkte
Wenn wir von Impact sprechen, legen wir eine klare Definition zu Grunde – die Phineo Wirkungsmatrix. In der 7-stufigen Wirkungstreppe ist Impact die höchste Stufe, die ein Unternehmen erreichen kann. Es geht nicht nur um Output bestimmter Aktivitäten, um Zielgruppen anzusprechen (Stufe 1-3). Ein erstes Minimum sollte der Outcome sein, wo wir auch erstmals von Wirkung sprechen (Stufe 4-6). Dann, wenn wir mit den Services oder Produkten des Unternehmens Lebenslagen von Zielgruppen verändern können. Echter Impact entsteht auf der letzten Stufe, wenn wir es schaffen gesellschaftliche Änderungen anzustoßen.

Unternehmen der Zukunft sind umweltneutral, oder sie werden vom Markt verschwinden
Entwicklungen auf eine neue Ebene sind kein Selbstzweck. Und alles andere als einfach. Sie passieren nicht ausschließlich kognitiv. Es bedarf einer wegweisenden Bewusstseinsänderung. So kommen einige Unternehmen mit leichten Adaptionen aus: Sie sind schon lange nachhaltig „tief aus dem Herzen“, dadurch resilient und adaptiv. Sie werden auch unter veränderten Umweltbedingungen blühen und gedeihen. Einige davon sind echte Kopföffner, es sind Vor-Macher:innen, die zeigen, wie enkelfähiges Wirtschaften unter neuen Bedingungen funktioniert. Beispiele finden sich in meinen Impact:now talks.
Viele andere Unternehmen werden in diesem Jahrzehnt ihre Wertschöpfungsketten auf radikale Weise umbauen müssen – oder sie werden vom Markt verschwinden. Das ist an sich nichts Neues, das Spiel nennt sich „Wirtschaft“. Es war nur nie wichtiger. Denn wenn wir es nicht schaffen, uns als Gesellschaft und unser Wirtschaften zu ändern, wird die Menschheit nicht überleben. Die Regeln in der Impact Economy sind andere als in den vergangenen 100 Jahren, in den Blütezeiten des „fossilen Kapitalismus“.
Die (Um-)Welt hat sich verändert – Business Modelle neu zu denken bisher nicht.
(Stephan Grabmeier)
Impact Business Design – ein systemisches Vorgehensmodell
Beim Impact Business Design geht es einerseits um die Entwicklung einer nachhaltigen Strategie – keiner Nachhaltigkeitsstrategie – und andererseits um die Umsetzung der Transformation. Der Schlüssel ist ein wirkungsorientierter und systemischer Ansatz mit der Vernetzung des Unternehmens in seine Umwelt und dessen Auswirkungen.
Das Impact Business Design ist der Guide für Unternehmen in ihrer Strategieentwicklung. Die Methode führt Unternehmen in sieben Elementen – Schritt für Schritt – durch den Prozess. Dabei betrachtet man Systemelemente sowohl im Innen als auch im Außen des Unternehmens. Eine gute Strategie wird nur dann wirksam, wenn die Realitäten im Innen mit den Möglichkeiten im Außen in eine holistische Balance gebracht werden. Das Modell ist im folgenden kurz beschrieben. In der Ausgabe 03/2022 „Bitte Wenden“ der Zeitschrift für Organisationsentwicklung (ZOE) ist ein umfassender Bericht dazu publiziert. Der Artikel ist hier im Download verfügbar.

Das Impact Business Design folgt u.a. dem systemischen Prinzip der Hebel. Wie in der Physik ist ein Hebel ein mechanischer Kraftwandler mit einem Drehpunkt. Das Prinzip dahinter: Kleiner Aufwand, große Wirkung. Auch Systeme lassen sich durch einen Impuls von außen am richtigen Ansatzpunkt verändern. Siehe dazu den Beitrag: Hebel als Kraftwandler in der Transformation Die Systemtheoretikern Donella Meadows, bekannt als Mit-Autorin von „Die Grenzen des Wachstums“ (1972, Club of Rome) hat zwölf Hebel identifiziert, mit deren Hilfe sich Systeme grundlegend verändern lassen. Ihre Erkenntnisse sind ein Schlüssel für grundlegende gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen. Diese und die Grundlagen zu „Geschäftsmodelle neu denken“ (Prof. Tewes et.al 2018), sind in das Impact Business Design eingeflossen.
Die Macht des Antriebhebels
Im ersten Schritt steht die Analyse des Äußeren Antrieb. Dieser umfasst die Veränderungsdynamiken im Außen – z.B. Technoloegietrends und soziokuluturelle Megatrends aber auch Risiken und Regulatorik. Hier geht es um das Aufzeigen von White und Blind Spots – welche Veränderungsdynamiken hat ein Unternehmen im Blick und welche nicht. Neben technologischen, soziokulturellen und geopolitischen Einflussfaktoren werden rechtliche, soziale und ökologische Elemente die Geschäftsmodelle der Zukunft bestimmen. Wie baut eine Organisation seinen Trend- und Risikoradar für eine systematische Beobachtung auf. Ein Wandel von Trends und Risiken zeigt für Unternehmen neue Grenzen auf – und aktualisiert die Potenzialbewertung. Beschleunigen sich Megatrends, so werden diese auch zum Megaantrieb für Unternehmen.
Der Kern eines jeden Impact Unternehmens wird im zweiten Schritt erarbeitet. Der Innere Antrieb beschreibt den Corporate Purpose also den Unternehmenszweck. Wofür gibt es das Unternehmen, was ist sein Anliegen, wozu wird das Unternehmen benötigt? Welche Herausforderungen will man als Unternehmen lösen? Die weiteren Bausteine darin sind die Ausarbeitung eines Zukunftsbildes
(der Vision), die daraus resultierende Strategie und die dadurch abgeleiteten Ziele des Unternehmens. Nur durch diese Zweckbestimmung kann ein Unternehmen eine klare Demarkation vornehmen und zu seiner Identität finden. Sprich: Das Unternehmen schafft damit eindeutige Orientierung und Klarheit. Daraus entstehen Rahmenbedingungen und das enkelfähige Anliegen des Unternehmens wird eindeutig.
Die Wirkung des Potenzialhebels
Es gibt drei Elemente im Potenzialhebel des Impact Business Design.
Im Element Markt und Kunden betrachten wir wieder das Äußere des Unternehmens. Impact Pioniere denken immer vom Menschen her – und zwar selbstverständlich. Kunden werden in ihren menschlichen Bedürfnisse erkannt und wahrgenommen. Es geht um mehr als demografische Daten oder Sinus Milieus. Die Bedürfnisse, Motivatoren und Probleme der Zielgruppen sind handlungsleitend. Hierbei stehen die Menschen im Vordergrund, die im Antriebshebel eine hohe Wirksamkeit aufweisen. Aus den Zielgruppen formieren sich dann Marktsegmente oder Märkte. Diese formieren sich in der Wirtschaft und seinen Rahmenbedingungen.
Das vierte Element, das sich je nach Definition im Äußeren oder Inneren des Unternehmens befinden kann, arbeitet mit dem Ecosystem. Darin finden sich die Partner, Zulieferer und Mitbewerber. Ähnlich wie im Element der Kunden ist der human zentrierte Ansatz lenkungswirkend. Denn aus allen Ableitungen des Antriebhebels und der Markt und Kundenanalyse definiert sich, welche Partner oder Lieferanten für ein Unternehmen wichtig sind. Welches Netzwerk an Unterstützern man sich aufbaut? Wie resilient Partnerstrukturen angelegt sind? Und natürlich ist die Betrachtung der Wettbewerber systemrelevant. In welchem Verhältnis steht ein Unternehmen dazu. Und was lernt es davon?
Die Organisation als nächstes Element beschreibt das Innere des Unternehmens, das Design der Strukturen, Prozesse und Verfahren. Hier spielt die Definition von „wie wollen wir Arbeiten“ eine Rolle. Die Frage nach den Führungsprinzipien und wie der Purpose und die Vision des Unternehmens aus den Antriebshebeln in die Kultur und Wertearbeit umgesetzt wird. Dabei gilt es insbesondere Ressourcen, Skills und Haltungen einzuschätzen.
Bei allen drei Elementen im Potenzialhebel ist ein Human-Experience Design handlungsleitend. Dies bedeutet, dass das Potenzial was erzeugt werden kann, immer vom Menschen gedacht wird. Und die eigene Organisation wird nicht als Maschinenraum mit Ressourcen bewertet, sondern als soziales System, das durch die richtigen Menschen besteht und seinem inneren Antrieb folgt.
Die Sichtbarkeit des Werthebels
Im Werthebel kommen die Elemente des Wertangebots und der Resonanz zur Geltung.
Das Wertangebot kann drei Dimensionen beinhalten: ein Produkt, eine Dienstleistung oder eine Information. Also das, was ein Unternehmen verkaufen kann. Idealerweise werden Kunden:innen und Konsumenten:innen mit einem nachhaltigen Wertversprechen und durch diese Kombination an das Unternehmen gebunden. Das Wertangebot bildet die Basis der Einnahmen und des Profits. Das gesamte Wertangebot bezieht sich auf die zuvor im Antriebshebel und Potenzialhebel erkannten und definierten Grundlagen. Was bewegt die Welt? Was treibt uns an? Für wen und mit wem können wir unseren Antrieb realisieren? Und erst dann: Welches Wertangebot ergibt sich daraus? Und wie stellen wir unsere Angebote her. Impact Pioniere sind meist Gestalter der Kreislaufwirtschaft und schaffen dadurch neue und nachhaltigen Geschäftsmodelle ihrer Enkelfähigkeit.
Im siebten und letzten Element, nun wieder im Äußeren, gilt es das Wertversprechen der Marke zu kommunizieren und damit Resonanz in den Kommunikations-Kanälen zu schaffen. Hier kommt die vertrauensvolle Marke zur Geltung. Es geht nicht um plumpes Hochglanz Marketing, sondern um authentische, transparente und integre Kommunikation – in allen Kanälen und durch alle Botschafter des Unternehmens. Denn Marken sind Gesellschaftsgestalter, heute mehr denn je. Impact Business wird nur durch ebensolche Kommunikation ernst genommen. Auch hier ist ein Fokus auf Basis der Bedürfniss-Typologien für Mensch und Gesellschaft empfehlenswert, um die Angebote passend zu den Ansprüchen ihrer Zielgruppen zu kommunizieren. Die Botschaften in der Kommunikation erschließen sich als Ergebnis aller sechs Elemente vorher. Wenn diese Marken und Wert Attribute im Sinne des Impact Business Designs erarbeitet und kontextualisiert werden, entstehen kongruente Botschaften.
Für eine enkelfähige Zukunft gilt: Systemisches Design schafft Hebelwirkung
Unsere Wirtschaft, fast jedes Unternehmen braucht eine Rekalibrierung. Sie braucht Unternehmer:innen, die neu denken, neue Modelle und Werkzeuge einsetzen und enkelfähige Zukunft als Möglichkeitsraum sehen. Das in diesem Artikel beschriebenen Vorgehensmodell soll Ihnen dabei helfen.
Hinter dem Impact Business Design liegen viele tiefgründige systemische Fragestellungen, weitere Methoden und Formate zur Ausarbeitung. Wir begleiten Unternehmen bei diesen Prozessen, ihre Impact Business Strategie auszuarbeiten und in Umsetzung zu bringen. Dort wo sie stehen und mit einem klaren Bild wo sie hinwollen – und helfen in der Transformation zum enkelfähigen Wirtschaften. Sprechen Sie uns gerne an, wenn wir Ihnen auf Ihrem Weg in die Impact Economy helfen können.
Es bedarf der Fähigkeit der klugen Vernetzung von Gedanken, Beobachtungen und Erfahrungen, um nachhaltige Strategien zu designen. Werden Sie zum Impact Designer. Starten Sie jetzt.
Quelle Titelbild: Bild: © Nicola | stock.adobe.com