Technologiescouts, 3-D-Drucker, Studentin, Wissenschaftlerin, Wissenschaft, Forschung
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Technologiescouts – Start Up Coaches für Wissenschaftler

Innovationen sind das Salz in der Suppe und das Wasser in der Gründerwüste. Ohne Neuerungen ist jede Volkswirtschaft über kurz oder lang zum Scheitern verurteilt. Was aber, wenn es Innovationen gibt, die außerhalb von Labors und Uni-Meetings nie einer zu Gesicht bekommt? Dann werden Millionen verschleudert, von denen ebenso viele profitieren könnten. Deshalb gibt es jetzt an der Uni Potsdam Technologiescouts, die sich um die Vermarktung von Erfindungen und Entdeckungen der Wissenschaftler kümmern – damit diese nicht in der Schublade versauern. Das Berufsbild der Technologiescouts verdient das Nachahmer nicht nur in der Wissenschaft, wie ich finde.

Die Gründerwüste lebt!

Deutschland galt lange Zeit als Gründerwüste. Das ist zum Glück überholt: Berlin ist dabei, sich zu Europas Gründungshauptstadt zu entwickeln, hier entstehen täglich neue StartUps. Laut dem Deutschen Startup Monitor  könnten im kommenden Jahr durch Gründungen und StartUps etwa 50.000 neue Jobs entstehen. Gründen ist cool geworden: die Gründungsquote steigt. Neue Auffassungen über Arbeit und ihre Ausgestaltung sorgen dafür, dass StartUps für junge Talente attraktiv sind – auch wenn sie nicht so hohe Gehälter bezahlen können wie große Konzerne. Aber wer will schon in alte tradierte Strukturen wenn er selbst gestalten kann?

Was aber, wenn jemand zwar den Mut und den Willen hat, zu gründen – die zündende Idee, das innovative Produkt aber fehlt?

Deutschland – Land der Ideen?

Deutschland – Land der Ideen. Weltweit sind wir bekannt für unsere Ingenieurskunst (auch wenn sich das dank VW gerade ändern könnte – mehr dazu in meinem Beitrag Über habgierige Manager und Banker und nötigen Kulturwandel in Unternehmen) und unser technisches Know-how. Ideen gibt es viele, Erfindungen und Entdeckungen auch. An den Unis und in Forschungsinstituten wird entwickelt und geforscht, was das Zeug hält. Und dabei gibt es auch jede Menge Output – nur bekommt die Gesellschaft davon oft nichts mit. Sie finanziert zwar die Forschung an den Universitäten und öffentlichen Einrichtungen zu einem großen Teil mit ihren Steuergeldern. Profitieren tut sie aber weit seltener: Denn die Wissenschaftler sind zwar exzellente Forscher mit innovativen Ideen. Sie sind aber keine BWL- und Marketing-Experten, die dafür sorgen könnten, dass die Erfindung auch auf den Markt kommt. Deshalb werden innovative Entdeckungen zwar in den entsprechenden wissenschaftlichen Journals publiziert, außerhalb der Scientific Community bekommt aber kaum jemand etwas davon mit. Das ist nicht nur schade, sondern auch verpufftes Potenzial.

Gründer ohne Idee oder Idee ohne Gründer – Technologiescouts helfen

Technologiescouts, 3-D-Drucker, Studentin, Wissenschaftlerin, Wissenschaft, Forschung
Erfindung sind das eine, Vermarktung das andere. Technologiescouts unterstützen bei Letzterem. (Bild: © science foto – fotolia.com)

Das Problem ist also ein Doppeltes: Die einen wollen gründen, haben aber keine Idee. Die anderen haben Ideen, aber keine Ahnung von BWL und Marktforschung. Was es braucht, ist deshalb ein Broker, der zwischen Wirtschaft und Wissenschaft vermittelt, der quasi die Schnittstelle bildet.

So ein Broker ist Bröker. Patrick Bröker ist der Chef der Technologiescouts an der Universität Potsdam und unterstützt die Wissenschaftler dort dabei, Ihre Ideen zur Marktreife zu bringen. Dabei geht es ihm nicht darum, mit der Erfindung Geld zu verdienen (er ist ohnehin bei der Universität angestellt und bezieht ein festes Gehalt) – entscheidend ist die gewisse Portion Idealismus: Denn die Erfindungen, die in der Schublade landen oder sogar von Unternehmen geklaut werden, kommen eben der Gesellschaft nicht zu Gute.

Technologiescouts kurbeln die Wirtschaft an

Seit Gründungsunterstützer wie der Technologiescout Bröker die Wissenschaftler in Fragen der Patentanmeldung und der Vermarktung ihrer Ideen unterstützen, ist die Zahl der Gründungen stark angestiegen. Positive wirtschaftliche Effekte auf die gesamte Region Berlin-Brandenburg zeigen sich, zudem sind 17.000 neue Arbeitsplätze entstanden, so ein Bericht des Tagesspiegel. Außerdem ändert sich gerade die öffentliche Wahrnehmung von Selbstständigkeit und Unternehmensgründung: StartUps und selbstbestimmtes Arbeiten werden auch außerhalb der hippen Gründerszene „cool“.

Existenzgründung mit Beratung

Technologiescouts sind aber nicht nur dazu da, die Wissenschaftler zu beraten. Technologiescouts sind ja die Schnittstelle zwischen Forschung und Wirtschaft: Unternehmen wenden sich deshalb auch mit Anfragen und Problemen an Technologiescouts wie Bröker – er versucht dann, aus laufenden oder abgeschlossenen Projekten die Lösung zu finden. Wenn Unternehmen interessiert sind, dann können Wissenschaftler entweder eine Kooperation mit ihnen eingehen, oder die Erfindung an sie verkaufen. So profitieren beide Seiten: Unternehmen müssen nicht viel Geld in die Inhouse-Entwicklung stecken, Forscher können Ihre Ideen an den Markt bringen – und die Gesellschaft hat auch noch etwas davon.

Technologiescouts wie Bröker beraten aber nicht nur in Sachen Kooperation mit Unternehmen. Wenn Wissenschaftler das wollen, dann hilft Bröker ihnen auch bei der Existenzgründung. Denn: Wer eine zündende Idee hat, ist deshalb noch kein Profi in Sachen Vermarktung derselben und kennt alle notwendigen Ämter- und Behördengänge – wie z.B. eine Patentanmeldung funktioniert.

Auch für „normale“ StartUps können sich Kooperationen lohnen

THE VENTURE, First Pitch in Kaiserslautern
Bei THE VENTURE müssen die Bewerber eine Jury von ihrer Idee überzeugen – hier beim First Pitch in Kaiserslautern. (Bild: © THE VENTURE Entrepreneurship UG)

Nicht nur für Wissenschaftler, auch für andere Gründer mit guten Ideen ist Expertise und Beratung oft Gold wert. Denn auch unter Normalsterblichen heißt die Tatsache, dass man eine gute Idee hat, ja noch lange nicht, dass man auch mit Zahlen umgehen kann. Wieder andere haben dagegen das BWL-Knowhow und würden sich gern selbstständig machen – aber sie wissen nicht so recht, mit welchem Produkt oder Service. In der Welt außerhalb der Universitäten gibt es dafür den Gründungswettbewerb THE VENTURE – eine Art Höhle der Löwen ohne Geld, dafür mit Mentoren (von denen einer übrigens ich bin).

Unter dem Motto „Patent sucht Gründer“ stellen Patentinhaber ihre Ideen zur Verfügung, auf die sich Gründungswillige oder StartUps bewerben können. Letzte Woche fand in Kaiserslautern der First Pitch statt, bei dem zehn von 18 Teams die Jury mit ihrem Business-Modell überzeugen konnten. Sie bekommen jetzt einen passenden Coach zur Seite gestellt, der oder die sie bei der Umsetzung ihrer Geschäftsidee mit Rat und Tat unterstützt und seine Kontakte spielen lässt.

Eine Hand wäscht die andere

Kooperation und gegenseitige Unterstützung bei der Unternehmensgründung sollte eigentlich in einer arbeitsteiligen Gesellschaft selbstverständlich sein. Letztlich profitieren davon nicht nur die Kooperationspartner, sondern die gesamte Gesellschaft.

Der Job von Patrick Bröker sollte an allen Universitäten und Forschungseinrichtungen, die im naturwissenschaftlich-technischen Bereich forschen, Standard sein. Schließlich finanzieren wir mit unseren Steuergeldern die Forschung an Universitäten zu einem großen Teil – da sollte die Gesellschaft auch davon profitieren. Außerdem kann eine gute Beratung und ein vernetzter Coach, wie es Technologiescouts im Idealfall sind, auch Mut machen, den Schritt zur Existenzgründung zu wagen. Und allein dafür lohnt es sich schon.

Für alle, die mehr Daten wollen: Unter http://deutscherstartupmonitor.de/ können Sie sich den Deutschen Startup Monitor 2015 herunterladen.

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