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Scheitern und Aufstehen – FuckUp-Nights in Unternehmen etablieren

Egal, ob es um Unternehmensgründungen geht, um die Entwicklung neuer Produkte oder neuer Dienstleistungen: Ein Risiko ist immer dabei. Das Risiko zu scheitern. Was aber, wenn alle vor dem Scheitern so große Angst haben, dass sie niemals etwas Neues ausprobieren? Die Folge wäre: Stillstand. Stillstand in Unternehmen, keine neuen, innovativen Produkte, keine technische Weiterentwicklung. Aber auch Stillstand im Privatleben, keine Abwechslung, niemals etwas Neues! Wollen wir das wirklich? Fast scheint es so, denn in Deutschland gilt noch immer: Wer scheitert, ist ein Loser. Wer einmal hingefallen ist, dem machen Banken, Gesellschaft und Geschäftspartner das Leben zur Hölle. Das muss sich ändern! Dazu habe ich einiges von den FuckUp Nights zu berichten. Ich finde: ein cooles Konzept, das auch tradierten Corporates helfen kann.

FuckUp-Nights – Stories about Failure

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© Thomas Bethge – Fotolia.com

Ein StartUp beinhaltet auch immer das Risiko des „FuckUp“. Um Unternehmensgründern die Möglichkeit zu geben, aus dem Scheitern anderer Gründer zu lernen, wurden 2012 in Mexiko die FuckUp-Nights ins Leben gerufen. Bei den Sessions stellen jeweils drei bis vier (gescheiterte) Unternehmensgründer ihr Geschäftsmodell vor. In einer Frage- und Antwortrunde nach den Scheiter Vorträgen versuchen die Zuhörer gemeinsam mit den Gründern die Ursachen zu eruieren – damit andere nicht den gleichen Fehler noch einmal machen müssen!

Genial einfach und hilft allen Beteiligten. Mittlerweile finden FuckUp-Nights nicht mehr nur in Mexiko statt, sondern haben sich auf den ganzen Globus ausgeweitet. Besonders viel Bedarf, sich über sein Scheitern auszutauschen, scheint es aber in Mittelamerika und in Westeuropa zu geben. Liegt es vielleicht daran, dass in Good old Europe ein Scheitern – und das Wieder-Aufstehen – lange nicht so geschätzt wird wie in den USA? Dort werden Leute, die gleich wieder aufs Pferd steigen, wenn sie heruntergefallen sind, respektiert und bewundert.

„Wenn man scheitert, ist man sich Spott und Häme sicher!“

Christian Linder wird langsam zur Gründer Kultfigur. Bei der FuckUp-Night in Esslingen im Februar hielt der FDP-Vorsitzende Christian Lindner die Eröffnungsrede via Handybotschaft. Der Grund: Anfang der Nullerjahre war Lindner mit einem StartUp in der New Economy gescheitert. Während einer Rede im nordrhein-westfälischen Landtag wurde er von einem Landtagsabgeordneten (der SPD) hämisch und verächtlich auf sein Scheitern hingewiesen – Anlass für Lindner, zu einer Tirade für mehr Gründergeist und Mut zum Risiko anzusetzen – das Video hat mittlerweile Kultstatus erreicht.

Traut Euch zu scheitern – und redet darüber

Wir haben es bereits versucht. Ich halte das Konzept der FuckUp-Nights auch und gerade für Unternehmen für sehr vielversprechend. Hier bietet sich die Chance, sein Scheitern ins Positive zu wenden, indem man seine Erfahrungen an andere Gründer weitergibt. Unternehmensgründer können nur profitieren, wenn sie mögliche Schwierigkeiten schon vorher kennen und beachten.

Aber nicht nur bei Neugründungen, sondern auch in etablierten Unternehmen ist es von Vorteil sein, sich über gescheiterte Projekte auszutauschen. Scheitern heißt ja nicht immer gleich, dass der ganze Betrieb pleite geht. Scheitern kann auch ein neues Produkt. Oder Fehler in der Projektplanung können zu Verzögerungen und / oder Mehrkosten führen. Entscheidend ist dann, dass die Verantwortlichen und Beteiligten nicht versuchen, das Problem unter den Teppich zu kehren, weil sie Angst davor haben, an den Pranger gestellt zu werden. Leider erlebt jeder von uns in Unternehmen öfter die Angst, zu versagen, als die Offenheit, aus Fehlern zu lernen.

Wall of fame – not of shame

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Die Wall of Fame bei wooga. (Bild: © Stephan Grabmeier)

Begeistert war ich, als ich während unserer letzten HR Safari im Oktober 2014 einen Marktführer in der Spielbranche – wooga besuchte. Wooga hat ein coole Symbiose zwischen einer hoch performanten KPI und Steuerlogik des Unternehmens auf der einen Seite und eine der besten Unternehmenskulturen, die ich kenne, auf der anderen Seite. Beeindruckend bei wooga ist die „Wall of Fame“. Manch einer könnte meinen, da werden die tollsten Helden geehrt. Mitnichten, die Wall of Fame zeigt die größten Flops des Unternehmens, die je produziert wurden. Die Mitarbeiter, die so mutig sind, Ihre gescheiterten Projekte einzustellen, werden belohnt. Die Fehler, die dafür sorgen, dass ein großer Schaden am besten gar nicht oder wenn, dann nicht ein zweites oder drittes Mal passiert, verdienen es, besonders hervorgehoben zu werden. Die Fehler die früh gemacht werden, kosten am wenigsten. Das muss belohnt werden. Davon können tradierte Unternehmen mit einer Null-Fehler-Kultur viel lernen, jede Menge Kosten sparen und ihren Mitarbeitern eine andere Wertschätzung geben. Ehrt die Helden die Euch vor teuren Fehlern bewahren.

Scheitern – je schneller desto besser

In meinem letzten Post habe ich mich mit Christian Lüdtke von etventure unter anderem über agile Methoden unterhalten. Diese so genannten Agile Lean Methoden basieren quasi auf dem Scheitern! Denn statt lange im Labor zu probieren, X Marktstudien durchzuführen und das Produkt dann doch nicht auf den Markt zu bringen, bringt man mit agilen Methoden möglichst schnell ein Produkt zu potenziellen Nutzern und Käufern und zwar mit Marktresonanz.

Im Dialog geht es dann weiter:

  • Wo besteht noch Verbesserungsbedarf?
  • Was ist unnötiger Schnickschnack?
  • Welches Feature sollte unbedingt noch dabei sein?

Schritt für Schritt wird dann optimiert – und gleichzeitig schon Geld verdient! Sollte sich herauskristallisieren, dass es überhaupt keinen Markt für das Angebot gibt, dann ist das Scheitern kein Beinbruch. Denn die Investitionskosten halten sich im Vergleich zu denen bei „klassischen“ Methoden, wo man erst mit dem fertigen, über Jahre entwickelten Produkt an den Käufer herantritt, in Grenzen. Wer sich also gleich dem Urteil des Marktes stellt, minimiert sein Risiko. Scheitern ist plötzlich nicht mehr existenzbedrohend. Gleichzeitig gilt: Das Risiko des Scheiterns selbst sinkt: Denn durch den Dialog werden Fehler und Probleme schnell identifiziert und können behoben werden.

Mein Tipp! FuckUp-Nights in Unternehmen etablieren

FuckUp-Nights gibt es bisher nur für Gründer, privat organisiert von einer kleinen Community. Wir setzen das Format für Unternehmen gewinnbringend ein. In regelmäßigen Abständen finden Sessions statt, in denen Verantwortliche über Projekte berichten, bei denen Fehler passiert sind – das ganze Unternehmen und die Mitarbeiter profitieren. Hier nur ein paar wenige positive Effekte:

  • Scheitern wird nicht mehr vertuscht sondern positiv gelebt.
  • Verantwortliche gehen offensiv mit Problemen um und gewinnen an Vertrauen.
  • Der Druck sinkt: Verantwortliche arbeiten an Lösungen.
  • Dialog führt dazu, dass nicht zwei- oder dreimal der gleiche Fehler gemacht wird.

Deshalb mein Appell: Traut Euch Fehler zu machen! Und redet darüber – ihr könnt nur gewinnen!
Und wenn Ihr FuckUp-Nights durchführen wollt, dann ruft mich an. Infos findet ihr unter Innovation Evangelists/Fuckup-events. Es wäre ein Fehler, es nicht zu probieren.

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