Mit 250 Personen zwei Tage lang digital und analog arbeiten. Das Ergebnis ist ein gemeinsam abgestimmtes Thesenpapier über das vernetzte und partizipative Arbeiten der Zukunft. Mit dem DGFP//lab möchte ich Euch ein Format vorstellen, das ich im September 2014 zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Personalführung e.V. (DGFP) durchgeführt habe. Gemeinsam mit der Agentur Klubhaus, nextpractice und den KollegenInnen der DGFP habe ich das Design des Formats kreiert und umgesetzt. Impressionen des Formats findet Ihr unter www.lab.dgfp.de/impressionen.html.
Unsere Ziele
Im DGFP//lab wollten wir eine Vision für das vernetzte und kollaborative Unternehmen der Zukunft entwickeln und gleichzeitig selbst ein Beispiel dafür geben, wie man partizipative Entscheidungen fällen kann, ohne sich in Ineffizienzen zu verlieren. Wir wollten, dass jeder Teilnehmer mit einem sofort nutzbaren Ergebnis in der Hand das lab verlässt. Der Unterschied zu traditionellen Change Formaten: permanente Interaktion, ständiges Wechselspiel zwischen digitaler Bewertung, analoger Kreativphase und sofort umsetzbare Ergebnisse.
Partizipation und Agilität im DGFP//lab
Wir haben nicht nur die Thesen, die unsere Ergebnisse bilden, partizipativ erarbeitet und abgestimmt, sondern auch die Themen für die Programmgestaltung sechs bis acht Wochen vor der Veranstaltung in zwei Online-Sessions mit jeweils 70 bis 90 Teilnehmern erarbeitet. Das alles mit digitalen Enterprise 2.0 Anwendungen – Werkzeuge die jeder Change Manager beherrschen sollte.
Ende September 2014 fand dann das DGFP//lab in Berlin statt. Wir waren im Radial System, ein Ort, an dem wir mit rund 300 Personen effizient arbeiten konnten, mit dem typischen Berliner Innovations-Spirit. Über die Persona-Methode sind wir in das Thema eingestiegen, um am Individuum zu gestalten. In vielen Marktplatzsituationen haben wir mit hochrangigen Experten unsere Inhalte permanent angereichert. So bekamen wir Input von Impulsgebern aus Politik, Wissenschaft und Unternehmen. Natürlich haben wir das DGFP//lab durch digitale Abstimmungstools und Austauschformate – getreu ihrem Motto „Participate!“ – für alle Interessierten zum Mithören, Mitdiskutieren und Mitentscheiden geöffnet. Garniert wurde das Feuerwerk an Experten und digitalem Arbeiten mit zwei Impulsvorträgen von Prof. Peter Wippermann und Tim Cole.
Was haben wir erreicht?
Klar, der tollste und demokratischste Prozess hilft nichts, wenn am Ende nichts dabei rauskommt. Deshalb möchte ich Euch natürlich auch die wichtigsten Ergebnisse präsentieren, die wir im DGFP//lab erreicht haben. Insgesamt haben wir 116 Thesen erarbeitet und daraus 49 Thesen verdichtet. Ich habe versucht, diese unter vier Schlagworten zusammenzufassen:
- Hierarchien verlieren an Bedeutung. Damit ist gemeint, dass Führungskräfte nicht mehr dafür zuständig sind, ein Machtwort zu sprechen. Vielmehr ist es ihre Aufgabe, den Mitarbeitern Spielräume zu ermöglichen, ihre Kompetenzen zu fördern, hierarchieunabhängiges und vernetztes Arbeiten zu unterstützen. In Zukunft werden sie eher eine Moderatorenrolle einnehmen anstatt einer klassischen Führungsrolle, wie wir sie bislang kennen.
- Partizipation wird viel wichtiger. Die Teilnahme und Einbindung aller Mitarbeiter in die Entscheidungen im Unternehmen wird zur Norm. Klar, dass Spielregeln trotzdem wichtig sind – aber auch sie müssen partizipativ erarbeitet werden. Mit dem DGFP//lab sind wir hier schon mit gutem Beispiel vorangegangen.
- Transparenz. Informationen werden ganz nach der Philosophie des Web 2.0 geteilt und damit für alle transparent. Auch wenn man noch nicht alles weiß – zentral ist die Fähigkeit des einzelnen, sich Wissen anzueignen (Informationskompetenz) und es gezielt einzusetzen (Umsetzungskompetenz).
- Trial and Error. Vielleicht die wichtigste Erkenntnis aus dem DGFP//lab: Im vernetzten Unternehmen der Zukunft versuchen wir, aus unseren Fehlern und den Fehlern anderer zu lernen. Das geht aber nur, wenn man keine Angst haben muss, Fehler zuzugeben und Fehler keine Schande darstellen, die es zu vertuschen gilt. Aus Fehlern lernen funktioniert nur mit flachen Hierarchien und mit einer partizipativen und transparenten Unternehmenskultur.
Ich persönlich habe aus dieser sehr spannenden Veranstaltung folgendes gelernt:
- Moderne HR Verantwortliche sind bereit, in neue Formen der Arbeit und Unternehmensentwicklung aufzubrechen – 250 HR’ler davon haben es in Berlin bewiesen.
- Partizipatives Arbeiten braucht heutzutage ein hybrides Vorgehen von digital UND analog, um effiziente Ergebnisse zu erzielen.
- Tradierte Konferenzformate und eindimensionale Frontbeschallungen haben ausgedient und werden immer weniger akzeptiert. Die Lerneffekte sind viel zu gering, sie sind zu eintönig und der Nutzen zu gering.
Dennoch es ist ein langer Weg HR’ler, Change Manager, Organisationsentwickler und Führungskräfte von diesen neuen Arbeits- und Eventformaten zu überzeugen. Um Unsicherheit zuzulassen, bedarf es großen Mutes. Und nur so ist ergebnisoffenes Arbeiten möglich. Nur so können die Teilnehmer die gewohnten lineare Prozesse verlassen und in neue Arbeitsformen eintauchen.
Ich beende diesen Beitrag daher mit einem Zitat von Ingvar Kamprad, Gründer von Ikea: „Es gibt noch viel zu tun, eine wunderbare Zukunft!“
Bildverweis: DGFP // lab als Zukunftswerkstatt – Mitreden, Mitdenken, Mitgestalten im Unternehmen von morgen (Bild: © Stephan Grabmeier auf dem DGFP//lab)
Vielen Dank Stephan – wie gerne wäre ich dabei gewesen. Freut mich, dass es so gut geklappt hat und nun erste sichtbare Zeichen der HR Erneuerung gibt. Es ist allerhöchste Zeit, dass die Kollegen auf-(idealerweise über-)holen.
Eure Ergebnisse decken sich wunderbar mit unseren Erkenntnissen – volle Bestätigung.
Jetzt müssen wir noch gute Interventionen für unsere „early/late majority“ finden … da liegt noch (lohnenswerte) Arbeit vor uns
Grüße (und dran bleiben!) Harald