Unternehmen müssen digital werden und digital arbeiten, wenn sie am Markt bestehen wollen. Das ist aber oft nicht so leicht, die meisten deutschen Unternehmen haben noch keine Priorisierung für die Digitale Transformation. Unser Partner, die Digitalberatung etventure unterstützt seit fünf Jahren Unternehmen auf dem Weg der digitalen Transformation. Seitdem ist etventure rasant gewachsen und konnte neue Geschäftsfelder erschließen. Im Interview habe ich mich mit einem der etventure-Gründer, Christian Lüdtke über etventure als StartUp-Schmiede, den oft steinigen Weg zur Digitalisierung und den Vorteil agiler Management-Methoden ausgetauscht.
etventure-Gründer Christian Lüdtke über den Weg zur Digitalisierung
Hallo Christian, schön, dass Du Zeit gefunden hast für ein Interview! Mit etventure unterstützt Ihr seit fünf Jahren Unternehmen auf dem Weg zum Digital Business. Wenn Du zurückblickst: Gibt es seit 2010 schon nennenswerte Fortschritte in Sachen Digitalisierung?
Fünf Jahre sind in der heutigen Welt eine halbe Ewigkeit und seitdem hat sich viel getan. Ich weiß gar, nicht, ob es den Begriff „Digitale Transformation“ bei der Gründung von etventure vor fünf Jahren schon gab, jedenfalls ist er heute in aller Munde. Jedem Unternehmen ist bewusst, dass es sich den Anforderungen des digitalen Wandels stellen muss und es gibt auch schon einige positive Beispiele wie zum Beispiel unser Kunde Klöckner & Co, der eine umfassende Digitalstrategie entwickelt und umsetzt. Aber richtig ist auch, dass viele Unternehmen, beispielsweise in der Finanz- oder Medienbranche und insbesondere im Mittelstand meines Erachtens noch nicht in angemessener Weise auf die digitale Revolution reagiert haben. Entweder, weil sie noch sehr skeptisch sind, zum Beispiel aus Angst vor Datenverlust in der Cloud. Oder weil sie nicht wissen, wie sie dem Wandel am besten begegnen sollen oder können. Beispielsweise weil Konzernstrukturen sich nicht so ohne weiteres mit agilen Methoden in Einklang bringen lassen.
Mit etventure habt Ihr den Stahlriesen Klöckner bei der Digitalisierung beraten und musstet quasi bei Null anfangen. An welchem Punkt startet man in so einem Riesenkonzern mit der Digitalisierung?
Ganz bei Null haben wir dort nicht anfangen, denn als wir Klöckner das erst Mal trafen, waren bereits erste Digitalprojekte im Gang. Vor allem wurde und wird das Thema Digitalisierung vom Vorstandsvorsitzenden Gisbert Rühl persönlich getrieben. Damit ist dort aus meiner Sicht die wichtigste Voraussetzung bereits gegeben: Digitalisierung muss Chefsache sein, sonst kann sie unserer Erfahrung nicht gelingen. Um die Komplexität in Anbetracht der Unternehmensgröße zu reduzieren, haben wir uns mit dem Standort Regensburg zunächst auf eine Niederlassung konzentriert, die quasi eine Miniatur von Klöckner ist: mit Verkauf, Logistik, Lagerung und Verarbeitung. Dort sind wir dann nach typischer etventure-Methode vorgegangen und haben zunächst Kunden, Mitarbeiter und Wettbewerber von Klöckner interviewt. So haben wir innerhalb von zwei Wochen herausgefunden, wie sie arbeiten und was sie dabei am meisten stört – die so genannten Pain Points. Daraus haben wir Handlungsempfehlungen abgeleitet und zusammen mit Klöckner priorisiert: Welche Probleme und Hürden sind die gravierendsten, welche lassen sich mit dem geringsten Aufwand am schnellsten lösen?
Bei Eurer Beratungstätigkeit arbeitet Ihr mit Agil und Lean-Methoden. Was sind die Vorteile im Vergleich zum „klassischen“ Projektmanagement?
Die Methoden „Lean Startup“ und „Design Thinking“ gehören zur DNA von etventure.
Wir sind damit sehr viel schneller und flexibler als mit bisherigen Methoden, wo erst ein klassischer Projektplan erstellt wird, der dann wasserfallartig von oben nach unten durch alle Abteilungen abgearbeitet und erledigt wird. An dessen Ende steht dann nach vielen Monaten oder sogar Jahren ein fertiges Produkt. Was bei dieser Methode vernachlässigt wird, ist die Frage, ob die Nutzer dieses von klugen und engagierten Mitarbeitern mit viel Liebe zum Detail entwickelte Produkt mit all seinen tollen Funktionalitäten überhaupt wollen. Oder um es betriebswirtschaftlich auszudrücken: Wenn es scheitert, wird es teuer. Wir handeln dagegen nach dem Motto: Fail fast and cheap. Wir erarbeiten keinen großen Plan, sondern gehen sofort mit ersten Ideen zu potenziellen Nutzern und testen sie. Und nur, wenn die Idee Bestand hat, entsteht daraus ein erster Prototyp, den wir sukzessive nach weiteren, regelmäßigen Nutzertests zu einem fertigen Produkt weiterentwickeln. Entscheidend ist, dass das Produkt nur die allernötigsten Funktionen umfasst, die man braucht, um ein Problem zu lösen – so genannte MVPs (Minimum Viable Products). Idealerweise vergehen von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt nur wenige Wochen. Damit sind wir bedeutend schneller als mit klassischen Methoden.
Ihr beratet nicht nur Milliardenkonzerne, sondern unterstützt auch StartUps, indem ihr sie mit interessierten Investoren zusammenbringt. Was ist Eure Motivation dafür?
Das ist unser Ursprung, da kommen wir her: etventure ist als Company Builder gestartet, der mit agilen Methoden innovative Geschäftsideen identifiziert und bei erfolgreichen Markttests daraus skalierbare Geschäftsmodelle aufbaut. Derzeit umfasst unser Portfolio rund zehn Startups. Vor drei Jahren entstand dann die Idee, diese digitale Umsetzungs-Expertise auch für die Beratung von Unternehmen bei der digitalen Transformation ihrer Geschäftsmodelle zu nutzen. Daraus ist unser zweiter und heute wichtigster Geschäftsbereich entstanden: Die Digital-Beratung. Darüber hinaus haben wir seit vergangenem Jahr noch zwei weitere Geschäftsbereiche: Unser Public Private Partnership-Geschäft, wo wir vor allem mit der Europäischen Union zusammenarbeiten. Wir leiten beispielsweise den EU-Accelerator „EuropeanPioneers“, der 25 StartUps mit 4,5 Millionen Euro aus EU-Mitteln unterstützt. Der vierte Bereich ist unsere im November gegründete Weiterbildungsakademie „Berlin School of Digital Business“, die Führungskräfte großer Unternehmen mit dem nötigen Knowhow und Rüstzeug für die digitale Transformation ihrer eigenen Unternehmen ausstattet.
Bei kununu ist etventure gerade auf Platz zwei der Top-Arbeitgeber gelandet. Was macht ihr richtig?
Die besten Antworten auf diese Frage geben die etventure-Mitarbeiter auf Kununu selbst. Stellvertretend für alle Kommentare steht aus meiner Sicht das folgende Zitat: „spannendes Unternehmen mit ebenso spannenden Aufgaben“. Mir ist kein auch nur annähernd vergleichbares Unternehmen bekannt, was Geschäftsmodell und Aufgabengebiete betrifft. Wir nutzen die modernsten Methoden und arbeiten in einem Feld, das unbestrittenermaßen als das zukunftsträchtigste gilt: Die Digitalisierung. Und wir sind gleichzeitig Gründer, Berater und Ausbilder. Mit letzterem meine ich nicht nur unsere Auszubildende in der Buchhaltung, sondern natürlich auch die Fach- und Führungskräfte großer Unternehmen, die unsere Berlin School auf Digital Transformation besuchen. Mit anderen Worten: Wir bieten für viele verschiedene Talente spannende Aufgaben. Offensichtlich mögen die Mitarbeiter die Arbeitsatmosphäre und die offene Arbeitskultur mit flachen Hierarchien bei etventure, auch dies entnehme ich den Bewertungen auf kununu. Ich denke, das zeigt, dass es uns gelungen ist, eine attraktive Unternehmenskultur zu etablieren und zu leben. Das ist meiner Meinung nach heutzutage unabdingbar, um im „War of Talents“ zu bestehen.
Christian, ich danke Dir für das interessante Gespräch und wünsche Dir und Deinen Mitstreitern mit etventure viel Erfolg beim US-Start!
Über etventure
Vor rund fünf Jahren gründeten Philipp Depiereux, Philipp Herrmann und Christian Lüdtke die StartUp-Schmiede etventure. Durch ihre Agile-Lean-Methoden finden sie schnell heraus, ob die innovativen Ideen sich auch am Markt behaupten können: Nach dem Motto „fail fast and cheap“ werden die Angebote sofort dem praktischen Nutzertest unterzogen. Mittlerweile hat etventure seine Geschäftsfelder ausgeweitet: Unternehmensberatung in Sachen digitaler Transformation ist nun das Hauptgeschäftsfeld von etventure. Außerdem leitet etventure den EU-Accelerator EuropeanPioneers und hat die Weiterbildungsakademie „Berlin School of Digital Business“ gegründet.
In Berlin, Hamburg, München und Zürich beschäftigt etventure rund 130 – sehr zufriedene – Mitarbeiter. Kürzlich hat etventure eine Filiale in New York eröffnet.