Buchcover des neuen Praxisbuchs "Future Skills: 30 Zukunftsentscheidende Kompetenzen und wie wir sie lernen können", erschienen bei Vahlen / C.H.Beck
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Future Skills – worauf es in Zukunft ankommt

Future Skills werden „die neue globale Währung“ (OECD) für unsere Zukunftsfähigkeit. Peter Drucker hatte es bereits vor langem auf den Punkt gebracht: „Die einzige Kompetenz, die im 21. Jahrhundert wichtig sein wird, ist die Kompetenz, neue Kompetenzen zu lernen“.

Aus dem Antrieb für nachhaltige Zukunftsfähigkeit ist das Buch „Future Skills“ entstanden. Auf welche Kompetenzen wird es also zukünftig ankommen? Nach rund 2 Jahren intensiver Arbeit haben 69 Co-Creatoren ein Praxisbuch für 30 Future Skills erarbeitet. Mein persönlicher Beitrag in dem Buch ist das Thema #FutureLiteracy – welche Kompetenzen benötigen wir, um Zukunft (neu) zu denken und sie zu entwickeln.

Ich habe einen der Koordinatoren und Herausgeber Peter Spiegel, Gründer und Leiter des WeQ Instituts, befragt. In seinen Antworten gibt er Einblicke, wie sich die Anforderungen an die Kompetenzen von morgen verändern, welche die zentralen Future Skills sein werden und wie sie unweigerlich miteinander verknüpft sind.

Zutiefst menschliche Future Skills sind die neue Dimension von Bildung

Stephan Grabmeier (SGR): Lieber Peter, stelle Dich bitte kurz den Leser:innen vor. Wer bist Du und was ist Dein berufliches Anliegen?

Peter Spiegel (PSP): Ich bin Gründer und Leiter des WeQ Instituts, das sich schwerpunktmäßig mit sozialen Innovationen und mit Bildungsinnovationen beschäftigt – und mit der Frage, wie wir damit effektiv Zukunftsgestaltung hinbekommen für eine hochgradig nachhaltige und zutiefst menschliche Zukunft. Bei der Beschäftigung mit Aberhunderten in diesem Sinne zukunftstauglichen und zukunftsweisenden Projekten und Trends stieß ich auf einen Metatrend, dem ich den Namen „WeQ“ im Sinne von „More than IQ“ oder „kollaborativer Intelligenz“ gab. Gute Zukunft geht nur noch mit deutlich gesamt-systemischerem Denken und deutlich kollaborativem Handeln.

SGR: Future Skills ist der Titel des aktuellen Buches, das Du mit weiteren Autor:innen veröffentlichst. Worum geht es dabei?

Buchcover: Future Skills, Das Praxisbuch für Zukunftsgestalter
Cover zum „Praxisbuch für Future Skills“.
(Bild: © Vahlen / Verlag C.H.Beck oHG)

PSP: Die zukunftswirkmächtigsten WeQ-gemäßen Trends – wie Co-Creation, Open Innovation, Open Source oder Impact Investing, um nur vier der mehr als 200 von uns Untersuchten zu nennen – sind geprägt von einem grundlegend anderen Set an Haltungen und Kompetenzen als die viel zu einseitig wissens- und konkurrenz-fokussierten des 20. Jahrhunderts. Zutiefst menschliche „Future Skills“ – wie Achtsamkeit, Authentizität, Kreativität, Kollaboration, Multiperspektivität, Visions- und Umsetzungskompetenzen – sind die neue Dimension von Bildung, die „neue globale Währung des 21. Jahrhunderts“, wie es die OECD nennt. Diese für alle Menschen von Schule bis Wirtschaft und Zivilgesellschaft leicht und effektiv lernbar zu machen, ist Sinn und Zweck dieses ersten „Praxisbuchs für Future Skills“.

SGR: Ihr habt eine Vielzahl von namhaften Autor:innen für das Werk gewonnen. Ist mehr auch gleich besser?

PSP: In unserem Falle: ein klares Ja. Das Spektrum von Future Skills muss als erstes aus der bisher noch viel zu starken Verengung auf digitale Innovationen herausgeführt werden. Digitale Kompetenzen sind zwar fraglos wichtig, aber keineswegs ausreichend, um zukunftsstarke digital-gestützte Innovationen und Geschäftsmodelle entwickeln zu können. Dafür sind vor allem soziale Kompetenzen absolut unverzichtbar, wie das eigentliche „Erfolgsmodell“ des Silicon Valley – der Innovationsentwicklung via Design Thinking – eindrucksvoll zeigt. Daher stand als ein wichtiges Kriterium für die Auswahl unserer Co-Creatoren, die zukunftsentscheidenden Kompetenzen in der notwendigen Breite anzusprechen.

Bei Future Skills entscheidet der Transfer in die Praxis

SGR: Kompetenzen werden in Schule, Studium und Unternehmen immer entwickelt. Weshalb sind jetzt neue Skills nötig?

PSP: Damit kommen wir zu einer zweiten Verengung, die wir mit unserem Future-Skills-Buch aufbrechen und überwinden wollen. Future Skills stehen zwar in der Tat inzwischen in praktisch allen Curricula. Kreativität, Multiperspektivität, Team- oder Collaboration-Kompetenz kann man jedoch im traditionellen Wissenslernmodus nur intellektuell lernen, aber nicht wirklich praktisch erwerben. Bei Future Skills klaffen Welten zwischen Wissens- und Erfahrungslernen. Daher suchten wir Co-Creatoren, die neben wissenschaftlicher zusätzlich herausragende Praxiskompetenz haben. Sonst hätte OECD-Bildungschef Andreas Schleicher unser Futures-Skills-Buch nicht als „einzigartig in seiner Qualität als echtes Praxisbuch“ bezeichnen können.

SGR: Was viele Menschen interessiert: Was muss ich denn in Zukunft können? Also: Welche Skills sind denn die relevantesten?

PSP: Daraus spricht noch etwas das Denken in Fächern und Disziplinen. Der große Charme von persönlichkeitsstärkenden, sozialen und lebenspraktischen Future Skills ist: Sie sind so eng miteinander verknüpft, dass man unwillkürlich alle lernt, wenn man mit einer Future Skill ernsthaft beginnt. Teamkompetenz ohne Empathie-, Beziehungs-, Kommunikations-, Multiperspektivitäts-, Vertrauens-, Konfliktlösungs-, Resilienz- oder eine der anderen Future Skills funktioniert nicht ernsthaft.

Im Umkehrschluss heißt dies: Die relevanteste Future Skill ist genau jene, mit der man einsteigen will. Wer das Future-Skills-Praxisbuch als Entscheidungshilfe dafür nimmt, begibt sich in jedem Fall auf die Reise in das Universum der Potenzialentfaltung aller relevanten Zukunftskompetenzen.

Die Fähigkeit zu lernen verändert sich – und wird immer essenzieller

SGR: Das World Economic Forum geht in seinem aktuellen Job Report von zukünftig 120 Lerntagen pro Jahr pro Arbeitnehmer aus. Eine erstaunliche Prognose. Wie siehst Du die Verbindung von Lernen und Skill-Entwicklung?

PSP: Keine Frage: Lernen wird immer mehr zum Hauptteil von Arbeiten. Und Future-Skills-Lernen in dem hier angesprochenen Sinne wird unser Lern-Arbeiten und Arbeit-Lernen massiv erleichtern, stärken und fast spielerisch permanent vertiefen. Future-Skills-Erfahrungslernen wird in den nächsten Jahren zu einem so unverzichtbar hilfreichen Bestandteil in unserem Leben werden wie es heute beispielsweise Google, Wikipedia oder Smartphones sind.

Event-Tipp: Future Skills Online Launch am 03.09.2021

SGR: Ihr habt einen großartigen Wissensschatz mit dem Input der Autor:innen aufgebaut. Bleibt es „nur“ bei dem Buch oder habt Ihr noch mehr damit vor?

PSP: Die Welt der Future Skills ist so dynamisch, dass wir im Future-Skills-Praxisbuch ein zwar unverzichtbares Fundament sehen. Mit dessen Erscheinen starten wir aber gleichzeitig eine Plattform, die das Buch permanent fortführt mit News, Tools, Events und Austauschformen bis hin zu Aus- und Fortbildungsangeboten. Wer dies noch rechtzeitig liest, kann am Online Launch Event von Buch und futureskills.org am Freitag, den 3. September, von 14 bis 16 Uhr teilnehmen. Info und Anmeldung über: https://www.futureskills.org/launchevent

SGR: An welchen Skills willst Du persönlich noch arbeiten oder vielleicht sogar neu lernen?

PSP: Ich werde an meiner Lieblings-Future-Skill weiterarbeiten, der Visions- beziehungsweise Imaginationskompetenz. Mein Motto ist: „Alles Mögliche war einmal unmöglich. Möglich kann das, was ich mag, dass es in die Welt kommt, nur werden, wenn ich es mir ganz bewusst erlaube, es als möglich zu denken.“ Da mich das urmenschliche Phänomen des „Unmögliches-möglich-werden-Lassens“ schon seit meiner Jugend total fasziniert, kann ich dazu Erfahrungen vermitteln und zu Erfahrungsreisen einladen.

Zukunftsforscher Peter Spiegel Profilbild
Zukunftsforscher Peter Spiegel
(Bild: © Peter Spiegel / WeQ Institute)

SGR: Lieber Peter, vielen herzlichen Dank für Deine wunderbaren Antworten und die Einblicke in Eure Arbeit und das Buch „Future Skills: 30 Zukunftsentscheidende Kompetenzen und wie wir sie lernen können“! Ich freue mich sehr, dass Du die Zeit für dieses Interview gefunden hast und bin gespannt auf die Resonanz zum Buch und zum Online Launch Event. Alles Gute für Dich und das WeQ Institut!

Weitere Informationen zum Buch mit Link zur Leseprobe stellt der Verlag auf dieser Seite zur Verfügung.

Über Peter Spiegel, WeQ Institute

Peter Spiegel ist Zukunftsforscher – am liebsten im Sinne von forsch über Zukunft sinnieren – und Mitentwickler an der Entstehung von dynamisch förderlichen Ökosystemen für Zukunftswichtiges wie Future Skills. Mehr über ihn zu lesen gibt es unter peterspiegel.de, beim weq.institute und unter futureskills.org.

Quelle Titelbild: © Vahlen / Verlag C.H.Beck oHG

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