„Nicht innovative Unternehmen werden vom Markt verschwinden“ (Joseph A. Schumpeter). So einfach und so klar!
Das gilt heute mehr denn je: Technologische Neuerungen, Globalisierung der Finanz- und Handelsströme, die damit zusammenhängende steigende Komplexität – all das sind Trends, die zur Beschleunigung der Märkte beitragen und Unternehmen unter Druck setzen. Wer es nicht schafft, Innovationen voranzutreiben, der wird von der Konkurrenz überholt. Gerade für KMU ist es aber oft schwierig, im Betrieb erfolgreiches Innovationsmanagement umzusetzen. Im letzten Jahr haben die DGFP und wir als Innovation Evangelists die Initiative „HR Start Up Innovationen“ gegründet. In einer gemeinsamen Kreativsession mit der Deutschen Gesellschaft für Personalführung e.V. (DGFP) habe ich mich mit Stefanie Krügl, Dr. Sascha Armutat und Daniel Richter darüber ausgetauscht, wie die Kooperation mit Startups Innovationen in Unternehmen unterstützen kann. Unsere Ergebnisse stelle ich Euch heute vor.
Was bremst Innovationen aus?
Wie ich schon in meinem Artikel über die Führungskultur im Wandel verdeutlicht habe, ist es mit den Innovationen so eine Sache. Die Einsicht, dass Neuerungen und Reformen – vielleicht sogar Revolutionen – notwendig sind, ist zwar kognitiv verstanden, geht aber leider nicht unbedingt mit Taten einher, die diese Innovationen auch voranbringen. Die Gründe sind strukturell, psychologisch und kulturell. Zentral sind meiner Ansicht nach diese drei Ursachen:
1. Fehler werden nicht gelobt: Scheitern als Chance und Lernen aus Fehlern sind hierzulande eher Leerformeln. „Scheitern als Stigma“ trifft es wohl eher. Management-Entscheidungen richten sich in erster Linie auf Risikovermeidung, Stabilisierung, Bewahrung und die Vermeidung von Fehlern aus. Etwas Neues auszuprobieren ist aber immer mit dem Risiko des Scheiterns verbunden – ein Risiko, dass sowohl Großunternehmen als auch KMU nur sehr ungern eingehen – aus Angst Fehler zu machen, für die sie nicht gelobt werden.
2. Die Psychologie einer Organisation absorbiert neue Ideen: Die Entscheidungsprozesse in jahrzehntelang gewachsenen Strukturen sind oft langwierig, viele Augen schauen auf die neuen Ideen und viele kritische Stimmen begleiten den Prozess. Der Erfolg der Vergangenheit hindert am innovieren.
Neue Ideen fallen fehlenden Budgets zum Opfer, wenn diese nicht explizit zur Verfügung stehen. Sie sterben, wenn Ressourcen gestellt werden müssen, die nicht eingeplant waren.
Oder wenn Entscheider Angst haben, ihr altes aber eigenes „Baby“ damit abzulösen – was meist ein emotionaler Blocker ist. Man stelle sich vor, jemand arbeitet jahrelang an einer Idee, zieht sie quasi groß und dann soll sie von einem Tag auf den anderen nicht mehr gut genug sein. Das ist ungefähr so, wie wenn man kleinen Kindern im Sandkasten die Spielzeugschaufel wegnimmt. Es geht nie ohne Geschrei oder Geschubse. In der Konsequenz erreichen Innovationen die Marktreife gar nicht erst, weil sie von vornherein keine Chance haben. Was aber nicht an den Ideen, sondern an der Psychologie und vor allen den Prozessen und der Kultur einer Organisation liegt.
3. Zu kurze Planungshorizonte: Das Management kann oder will es sich nicht leisten, Innovationen erst einmal eine Schonfrist einzuräumen, in der sie sich am Markt beweisen können. Der Return on Investment muss sich möglichst schnell einstellen. Nur werden neue Blockbuster nicht mit einem Fingerschnippen entwickelt. Sie brauchen Zeit, müssen gedeihen und brauchen konsequente Execution. Wenn hier der Atem fehlt, weil neue Ideen mit der gleichen Controlling-Brille wie bestehendes Geschäft betrachtet wird, überlebt eine neue Idee nur sehr selten.
Startups als Motor für Innovationen
Anders als Großkonzerne oder KMU haben Startups noch keine festen Strukturen. Deshalb versanden Innovationen dort auch nicht so leicht in den Tiefen der Organisation. Per definitionem sind Startups zumindest zu Beginn die Innovation selbst – sie haben keine Angst, Regeln und Muster zu durchbrechen, ergebnisoffene Prozesse zu initiieren und auch mal auf die Nase zu fallen. Ihr Motto heißt „Trial and Error“, Versuch und Irrtum. Die Unternehmenskultur in Startups fördert Innovationen, da sie
- kundenzentriert ist: Kunden werden bereits in einem sehr frühen Stadium der Produktentwicklung einbezogen
- angstfrei ist: etablierte Prozesse werden aufgebrochen, Versuch und Irrtum treten an ihre Stelle
- vernetzt ist: Strukturen sind nicht hierarchisch sondern kooperativ. Austausch über alle Ebenen hinweg ist die dominante Interaktionsform.
- Marktakzeptanz und Prototypen in den Vordergrund stellt.
- transparent ist.
- die kritische Reflexion der Gründungsidee zentraler Bestandteil ist.
Startups können in einer Zusammenarbeit mit Unternehmen die externen Innovationsimpulse geben, die diese brauchen. So kann es Unternehmen gelingen, auf die beschleunigte wirtschaftliche und technologische Entwicklung zu reagieren, innovativ zu sein und gleichzeitig die eigene Marktposition langfristig zu festigen.
Voneinander lernen: Auch Startups profitieren von der Zusammenarbeit
Die Zusammenarbeit zwischen Startups und Unternehmen bietet aber nicht nur Vorteile für letztere. Startups haben zwar meist keine Probleme, Innovationen voranzutreiben, oft fehlt es den – häufig sehr jungen – Gründern an Erfahrung und Wissen darüber, wie in Großkonzernen und etablierten mittelständischen Betrieben Entscheidungsprozesse ablaufen. Wissen, das notwendig ist, um Produkte absetzen zu können und den Vertrieb zu optimieren. Durch die Zusammenarbeit mit Unternehmen können Startups Einblicke in diese Prozesse bekommen, sie können Sicherheit gewinnen und Erfahrungen sammeln und an Prozessstabilität gewinnen.
Voraussetzungen für erfolgreiche Zusammenarbeit
Egal, ob Startup und Unternehmen nur projektbasiert oder längerfristig zusammenarbeiten, entscheidend ist, dass sich die Partner auf Augenhöhe begegnen.
Misstrauen und das Schützen von Pfründen sind fehl am Platz, wenn Unternehmen externe Innovationsimpulse erhalten wollen. Die Zusammenarbeit sollte geprägt sein von offenem Austausch und Transparenz. Die Führung in den Unternehmen muss bereit sein, auch in Unternehmensinterna Einblicke zu geben und die Mitarbeiter am Innovationsprozess zu beteiligen. Fruchtbare Zusammenarbeit ist nur in einem Klima des Vertrauens möglich – und birgt für beide Seiten große Chancen.
Für weiterführende Informationen können Sie sich das Praxispapier der DGF Wie KMU und Startups voneinander lernen können herunterladen.