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Hans Reitz, pragmatischer Partisan im Social Business – Organisationsrebellen-Talk #9

Ein Mann der mit dem Zirkus „groß“ geworden ist, der seit über 10 Jahren mit einem Friedensnobelpreisträger arbeitet und der erst kürzlich dem Papst die Hand schütteln durfte: Hans Reitz ist Gründer und Unternehmer mit Leib und Seele seit seiner Kindheit. Ebenso mit Leib und Seele ist er ein Rebell und in vielen Belange beeindruckende Persönlichkeit. Beides hat er quasi mit der Muttermilch eingesogen, denn seine Biografie hat sowohl sein Rebellentum als auch seine Idee von einer sozialen und verantwortungsvollen Unternehmerschaft geprägt. Ich habe mich mit Hans Reitz in Wiesbaden getroffen, um mit ihm über Kreativität, Ideengenerierung, Idealismus und wie er die Welt verändern kann, zu sprechen. 

Roter Faden Social Business

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Zu Gast in der Agentur Circ bei Hans Reitz. (Bild: © Stephan Grabmeier)

Ich habe Hans vor vielen Jahren bei der Deutschen Telekom kennengelernt. Damals haben wir mit unserem damaligen CEO Rene Obermann zusammen an einem Projekt zu Social Business gearbeitet. Die Themen soziale Verantwortung und soziales Unternehmertum ziehen sich durch Hans‘ Biografie wie ein roter Faden. Mit der von ihm gegründeten Kommunikationsagentur Circ unterstützt er als einer der Pioniere in Europa seit über 10 Jahren beim Thema Social Business. Er ist politisch aktiv und organisiert u.a. immer wieder Kunstaktionen, die auf Probleme aufmerksam machen – und gleichzeitig Lösungsansätze anbieten.

Verantwortung durch Nachhaltigkeit

Gerade große Organisationen haben mit der Übernahme von Verantwortung oft so ihre Probleme, meint Hans Reitz. Denn Nachhaltigkeit bedeutet auch die mittel- bis langfristige Sicherung des Unternehmens am Markt. Im gleichen Zug bedeutet das auch, Verantwortung für Mitarbeiter zu übernehmen. Deshalb müssen auch sie sich immer wieder die Frage „Warum existieren wir – und haben wir als Unternehmen auf dem aktuellen Markt auch weiterhin eine Berechtigung?“ stellen, besonders in Zeiten wie diesen, in denen die digitale Transformation zu fundamentalem Wandel führt. Unternehmen müssen den Mut haben, sich diesem Wandel anzupassen und so ihr eigenes Fortbestehen am Markt zu sichern. Auch wenn sie dabei oft große Hürden zu überwinden haben und gegen eingefahrene Strukturen vorgehen müssen: Am Ende profitieren sie von ihrem Mut.

Quelle: Stephan Grabmeier / YouTube

Mut zur Veränderung bedeutet soziale Verantwortung

Eine Erfahrung, die auch ich in meiner Arbeit immer wieder gemacht habe. Gerade traditionell orientierte Großkonzerne tun sich schwer damit, alte Strukturen aufzubrechen und Hierarchien abzubauen. Unternehmen, die den Schritt wagen, schaffen den Übergang in eine neue Unternehmenskultur, in der Mitarbeiter mehr mitbestimmen können und mehr Verantwortung für sich selbst und für das Unternehmen übernehmen. Davon profitieren alle Seiten – und durch den wirtschaftlichen Erfolg wird auch die Zukunft des Unternehmens und seiner Mitarbeiter gesichert.

Hans Reitz: Rebell qua biografischer Prägung

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Eine Wand voller Preise und Auszeichnungen. (Bild: © Stephan Grabmeier)

Der Mut zur Veränderung ist für die Biografie von Hans Reitz immer prägend gewesen. Er ist ein Rebell, der sich gegen herrschende Verhältnisse auflehnt, aber gleichzeitig immer die passende Lösung im Blick behält. Rebell sein als Selbstzweck – das liegt ihm fern. Er will die Welt verändern. Für ihn bedeutet das, mit gesundem Menschenverstand gegen „Selbstverständlichkeiten“ aufzustehen, und Gegebenheiten nicht einfach so hinzunehmen, nur weil „es schon immer so war“.

Als viertes von sieben Kindern hat er schon früh gelernt, sich zu behaupten. Sozialisiert wurde er im katholischen Kelheim in der Oberpfalz, wo er 1966 geboren wurde. „Damals war ja noch alles so falsch, so verlogen.“ Viel wurde unter den Teppich gekehrt, was man nicht sehen wollte. Gleichzeitig waren die 1960er und 70er Jahre auch in Kelheim die Zeit der Umbrüche und der Veränderungen: Umweltverschmutzung, wie die der Donau, in der Hans Reitz trotz Nähe nicht baden konnte, wurde offensichtlich und zum wichtigen Thema in der Öffentlichkeit. Dass Chemiekonzerne tun und lassen konnten, was sie wollten, brachte den Rebellen Reitz auf die Palme – und dazu, sich mit Lösungen für diese Probleme zu beschäftigen.

Sozialisiert in einer bewegten Zeit

Er richtete zusammen mit Freunde Batteriesammelstellen ein und bildete in den 1980ern Einkaufspatrouillen: In Geschäften sprachen sie Kunden an und erklärten ihnen, welche Produkte sie direkt beim Erzeuger kaufen könnten. „Irgendwann hatten wir überall Hausverbot.“ Aber auf diese Weise unterstützte Hans Reitz einen nachhaltigen Konsum und schärfte das Bewusstsein vieler Menschen für die Erzeugung von Produkten.

Wie heute Hans Reitz war auch seine Mutter Unternehmerin. Sie betrieb das Gasthaus neben der Kirche im Ort und versorgte so die neunköpfige Familie Reitz. Als Unternehmer Verantwortung für die Familie, aber auch für die Gesellschaft zu übernehmen, ist für ihn wichtig.

7 Prinzipien des Social Business

Durch viele Projekte und die nachhaltig prägende Zusammenarbeit mit Muhammad Yunus lässt Hans immer mehr an den 7 Prinzipien von Social Business orientieren. Die Grameen Bank und Grameen Foundation konnte in den letzten Jahren über 30.000 Unternehmensgründung nach den Social Business Prinzipien in Indien initiieren und begleiten.

  1. Ziel eines Unternehmens ist die Überwindung von Armut oder anderer gesellschaftlicher Probleme (wie Bildung, Gesundheitswesen, Zugang zu Technolgien oder Umweltschutz) – aber nicht die Maximierung von Gewinnen.
  2. Unternehmen arbeiten finanziell und wirtschaftlich nachhaltig.
  3. Investoren erhalten nur ihren investierten Betrag zurück. Dividende, die über den ursprünglich angelegten Betrag hinausgeht, wird nicht gezahlt.
  4. Sobald die Investitionssumme zurückgezahlt ist, werden die Unternehmensgewinne in die Erweiterung und Verbesserung des Unternehmens investiert.
  5. Das Unternehmen arbeitet umweltbewusst.
  6. Mitarbeiter erhalten marktübliche Löhne und Gehälter, aber die Arbeitsbedingungen sind überdurchschnittlich gut.
  7. Arbeite mit Freude!

Wenn diese Grundsätze Eingang in den Common Sense des Unternehmertums finden, dann sieht der Idealist und Menschenfreund Hans Reitz die Chance, die Wirtschaftswelt nachhaltig zu verändern. Prämisse von Unternehmen dürfte dann nicht mehr die Maximierung von Gewinnen sein, sondern ihr Beitrag zu einem besseren Leben für die Menschen. Wirtschaftlich, sozial und ökologisch – nachhaltig eben.

Trotz aller Missstände, die auf dieser Welt herrschen: Hans Reitz hat seinen Idealismus nicht verloren. Denn Idealisten verändern die Welt – dafür arbeitet er als Mensch und als Unternehmer.

Dieser Beitrag ist Teil der Organisationsrebellen-Blogparade von Haufe-Vision.

Quelle Titelbild: © Stephan Grabmeier

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