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New Work Order: Manifeste für neue Formen der Arbeit

Mit der Digitalisierung wandeln sich die Märkte und die Arbeitswelt radikal. Wie immer in Zeiten des Umbruchs gibt es Vordenker, die sich intensiv mit dem Wandel beschäftigen, so auch mit New Work. Aber die Vordenker zum Thema New Work sind nicht nur einer oder zwei, es sind viele. Zusammen sammeln sie Ideen, stellen Thesen auf, diskutieren und vernetzen sich – und denken den Spirit von New Work nicht nur vor, nein, sie leben ihn auch. Ich bin begeisteter Leser von Manifesten und schätze deren Wirkung, neues Denken in Gang zu setzen. Heute möchte ich euch vier Manifeste für New Work vorstellen.

Manifeste für New Work

Der Kapitalismus brachte das Kommunistische Manifest hervor, New Work und Digitalisierung haben Manifeste zur Neuordnung von Arbeit zur Folge. Heute möchte ich euch das Cluetrain Manifest, das Microsoft Manifest für ein neues Arbeiten, die DGFP Thesen für partizipatives Arbeiten und das Agile Scrum Manifest vorstellen. Sie alle beschäftigen sich mit den Beziehungen zwischen Unternehmen, Mitarbeitern und Kunden – und wie sich diese Beziehungen durch die Digitalisierung verändern.

Das Cluetrain Manifest für eine neue Kommunikation

Screenshot aus Cluetrain Manifesto
Screenshot aus Cluetrain Manifesto

Meine erste Berührung mit einem Manifest der Neuordnung war im Jahr 2000, ich saß im Flugzeug auf dem Weg in den Urlaub und las die Ausgabe der Brand Eins (damals ein neues Magazin!), die das Cluetrain Manifest beschrieb. Dieses Manifest hat mein Einstellung zur Art des Wirtschaftens und Arbeitens nachhaltig beeiflusst.

Kommunikation ist der Hauptaspekt, mit dem sich das Cluetrain Manifest beschäftigt. Es wurde bereits im Jahr 2000 von Chris Locke, Doc Searls, David Weinberger und Rick Levine verfasst. Im Jahr 2009 ist zum zehnten Geburtstag des Cluetrain Manifestes eine Neuauflage der Thesen von damals erschienen. An der ursprünglichen Fassung kann man erkennen, dass es stark von der Neuentwicklung des Web 2.0 beeinflusst wurde, da es die Kommunikation in den Mittelpunkt stellt.

Vor allem die Kommunikation von Unternehmen nach außen: Locke, Searls, Weinberger und Levine fordern von Unternehmen, „menschlicher“ zu kommunizieren, denn durch das übliche Werbe-Blabla werden sie bald niemanden mehr erreichen. Kunden und Mitarbeiter vernetzen sich ohnehin selbst untereinander – das führt dazu, dass die Unternehmen die Deutungshoheit über ihre Produkte und Services, aber auch über ihre internen Strukturen verlieren. Denn mit dem Internet und firmeninternen Intranets haben Kunden und Mitarbeiter nun mächtige Instrumente, um Informationen zu verbreiten.

Auch die Märkte entwickeln sich immer schneller, Innovationen und Informationen verbreiten sich rasend schnell. Wenn es Unternehmen nicht gelingt, echte Werte zu kommunizieren und insgesamt menschlicher zu werden, dann seien sie dem Untergang geweiht, so die Verfasser. Märkte sind Gespräche so die These Nr.1… für mich hat das Cluetrain Manifest mehr denn je Bedeutung – auch oder vielleicht gerade 14 Jahre nach der Entstehung?!

Microsoft Manifest für ein neues Arbeiten

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Screenshot Microsoft Manifest für ein neues Arbeiten.

14 Jahre nach den Pionieren aus dem Jahr 2000 hat im April dieses Jahres auch Microsoft ein Manifest zum Thema New Work veröffentlicht. Obwohl es teilweise harsch kritisiert wurde, wie zum Beispiel im Spiegel, enthält es doch so einiges, was die neue Arbeitswelt besser machen kann. Denn, wir wissen es aus gelebter Erfahrung: Die Digitalisierung führt auch dazu, dass Arbeitnehmer ständig erreichbar sind und die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen. Das Manifest von Microsoft versucht deshalb, einen Weg zu finden, selbstbestimmtes, mobiles Arbeiten mit einer guten Work-Life-Balance zu vereinbaren.

Der Autor Markus Albers, Dr. Sebastian Muschter von McKinsey, der Zeitmanagement-Coach Prof. Lothar Seiwert, der Journalist Richard Gutjahr und die Bloggerin Nina Binias forderten in dem Manifest:

  • „ein Recht auf Arbeit, so wie wir sie wollen
  • ein Recht auf selbstbestimmte Freizeit
  • die Abschaffung von künstlichen Hierarchien
  • Strukturen, in denen wir vertrauensvoll, frei und produktiv kommunizieren können
  • Verantwortung für uns selbst und für unsere Arbeit“

Während das Cluetrain Manifest also eher die Makrostrukturen beleuchtet, das heißt die Beziehungen zwischen Märkten und Unternehmen, stellt Microsoft eher die Mikroebene von New Work in den Mittelpunkt: Hier geht es um den einzelnen Mitarbeiter und wie er sich organisiert. Individuelle Entscheidungen und die Beziehungen zwischen Kollegen sowie zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten müssen demnach neu organisiert werden.

DGFP: Manifest für partizipatives Arbeiten

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Bild: © Stephan Grabmeier

In eine ähnliche Richtung gehen auch die Thesen, die wir mit im DGFP-Lab zusammen mit 250 Teilnehmern erarbeitet haben – allerdings sind unsere Ergebnisse weitreichender, nehmen stärker das große Ganze in den Blick als Microsoft. In unserem Manifest haben wir festgehalten, dass

  • Hierarchien immer flacher werden. Führungskräfte sind nicht mehr so sehr Leader, sondern vielmehr „Ermöglicher“. Dazu gehört auch, dass Unternehmen eine offene und transparente Fehlerkultur etablieren werden. Nur so können Mitarbeiter aus den eigenen Fehlern und den Fehlern anderer lernen.
  • Partizipation wichtiger wird. Mitarbeiter führen sich künftig mehr selbst, sie arbeiten eigenverantwortlich, nehmen teil an verschiedenen Prozessen und gestalten die Zukunft von Unternehmen aktiv durch ihre Ideen und ihre Kreativität mit.
  • Informationen transparent werden. Nach der partizipativen Philosophie des Web 2.0 werden Informationen mit allen geteilt. Zentral dabei sind – sowohl auf Mitarbeiter- als auch auf Führungsebene – Informations- und Umsetzungskompetenz. Lernen ist zentral, nicht Wissen zu horten.

Auch wir haben uns mit dem DGFP-Lab vor allem mit unternehmensinternen Beziehungen auseinandergesetzt und eher die Relation der Mitarbeiter zueinander und die Umsetzung der Prinzipien von New Work in den Mittelpunkt gerückt.

SCRUMs Manifest für Agile Softwareentwicklung

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Screenshot von blog.theworkinggroup.ca

Tradierte Wasserfall Methoden im Projektmanagement sind nicht mehr effizient. Agiles Entwickeln in Projekten hat seit Jahren Einzug in die Unternehmen gehalten. Srcum befasst sich mit einem Aspekt, der die Digitalisierung selbst vorantreibt: Dem Manifest für Agile Softwareentwicklung von Scrum.

Schließlich sind wir, um New Work überhaupt praktizieren zu können und Produkte in den Geschwindigkeiten zu entwickeln wie es Märkte benötigen, auf Software-Tools angewiesen, die uns das ermöglichen. Auch wenn immer noch gilt: „A Fool with a Tool is still a Fool“ – ohne Tool geht gar nichts.

Die Experten von Scrum sprechen sich angesichts der neuen Entwicklungen in der Arbeitswelt dafür aus, Softwaretools nicht mehr statisch, sondern agil zu entwickeln. Den Kunden, seine Wünsche und Bedürfnisse, stellen sie dabei in den Mittelpunkt – wir sprechen von Nutzerzentrierung. Eine radikale Umkehr von der jahrhunderte alten produktorientierten Managementdenke.Auch hier ist die Kommunikation von zentraler Bedeutung: Experten, Softwareentwickler und Auftraggeber müssen in ständigem Kontakt zueinander stehen, um in Iterationen das Produkt stetig zu optimieren. Denn Stillstand gibt es in der neuen Arbeitswelt, auf den neuen Märkten, nicht mehr: Wer nicht innoviert, sich ständig anpasst, der kann morgen schon von gestern sein – das gilt auch und vor allem für IT.

Manifeste spiegeln die Zukunft

In den Manifesten zur New Work Order manifestiert sich etwas: Nämlich die Zukunft. Jede Zeit braucht jemanden, der sie nicht nur analysiert, sondern auch programmatisch vorausdenkt. Das haben die Verfasser der vorgestellten Manifeste getan. Klar, man kann an jedem Manifest etwas kritisieren. Aber Fehler machen gehört dazu – aus Fehlern lernen wir auch, das ist eine Maxime der New Work Order. Und nur derjenige, der nichts Neues versucht, der nicht versucht, sich weiterzuentwickeln, wird ohne Fehler auskommen. Aber der wird auch schon bald gar nicht mehr im Gespräch sein.

Auf Unternehmen bezogen bedeutet das: Sie müssen noch viel stärker auf ihre Mitarbeiter und ihre Kunden hören. Denn diese vernetzen sich schon lange miteinander, kommunizieren und interagieren. Sie haben schon lange Deutungshoheit über Unternehmen, Produkte und Services. Wer diese Informationsressource zu nutzen weiß und Bestandteil der nutzerzentrierten Netzwerkökonomie ist, der kann nur gewinnen.

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